"Il reste encore beaucoup à faire": Claude Wiseler au sujet de la modernisation du réseau routier

Luxemburger Wort: Herr Wiseler, nach rund einem Jahrzehnt des juristischen Streits kann der sogenannte Bypass Hellingen verschwinden und der Staat das letzte Stück der Saar-Autobahn bauen. Wie lautet der genaue Zeitplan?

Claude Wiseler: Wir werden in den kommenden Monaten die notwendigen Bauarbeiten ausschreiben und den definitiven Gesetzestext ins Parlament einbringen. Bereits jetzt finden vor Ort die nötigen Vorbereitungsarbeiten statt. Dabei handelt es sich sowohl um archäologische Studien des "Service des Sites et Monuments" als auch um geotechnische Analysen, etwa hinsichtlich der Bodenstabilität auf der künftigen Baustelle, durch die Experten der Bautenverwaltung. Wenn alle Voraussetzungen erifillt sind, wovon wir sehr stark ausgehen, kann Anfang des kommenden Jahres mit den Bauarbeiten begonnen werden. Die Fertigstellung des fehlenden Teilstücks und damit die Vollendung der gesamten Autobahn Al 3 ist somit flur spätestens Anfang 2016 geplant.

Luxemburger Wort: Wie erleichtert sind Sie, dass diese Geschichte bald ein Ende findet?

Claude Wiseler: Ich persönlich und wir als Regierung sind in der Tat erleichtert. Seit ich als Minister flur dieses Dossier zuständig bin, habe ich alles dafür getan, damit dieses Problem gelöst wird. Mit dem Ende des provisorischen Bypasses verschwindet endlich einer der größten Schandfiecke unseres Straßennetzes. Über diese Tatsache herrscht in der Politik übrigens überparteiliche Einigkeit. Aber das gilt wohl auch für die ganze Gesellschaft. Letztlich profitieren davon nämlich jene Menschen, die alltäglich mit diesem problematischen Teilstück konfrontiert wurden. Mit der Beseitigung des Bypasses geht eine wesentliche Verbesserung des Verkehrsflusses einher, Das bedeutet mehr Sicherheit und mehr Komfort für die Autofahrer.

Luxemburger Wort: Sie sprechen von der Beseitigung eines "Schandflecks". Gibt es im Autobahnnetz weitere solcher Problemzonen, die Ihnen Sorge bereiten?

Claude Wiseler: Wenn man sich auf das Autobahnnetz bezieht, gibt es im Grunde und zum Glück keine mit Hellingen vergleichbare Situation. Ein weiteres problematisches Teilstück ist allerdings die A3 auf Höhe der "Aire de Berchem". Die hier befindliche Bahnverengung von drei auf zwei Spuren birgt immer wieder eine Unfallgefahr, die im Ergebnis schwerwiegende Folgen für den gesamten Verkehr auf den Autobahnen haben kann. Hier wollen wir auch in den kommenden Monaten tätig werden. Im Budget 2013/14 ist das Projekt jedenfalls als weitere Priorität bereits eingeplant. Nicht zuletzt weil dies der Anfang von einem weitaus größeren und wichtigeren Projekt sein wird, nämlich der Ausweitung der Autobahn A3/A6 von jeweils zwei auf drei Spuren.

Luxemburger Wort: Welche Bauprojekte sind außerdem kurz- bis mittelfristig geplant?

Claude Wiseler: Es bleibt noch viel zu tun. Zunächst ist die Saar-Autobahn absolute Priorität. Ein weiterer "Schandfleck", wenn man so will, ist Zoufftgen. Der Abriss des Grenzpostens auf der A3 Richtung Frankreich steht unmittelbar bevor und wird sicherlich auch zu einer Entlastung dieser nicht nur im Berufsverkehr viel befahrenen Strecke führen. Weitere Projekte sind, wie gerade beschrieben, die Modernisierung der A3 sowie mittelfristig die Optimierung der Al3/A4 ("Collectrice du Sud") im Bereich Schifflingen bzw. Esch/Ehleringen. Nicht zu vergessen ist schließlich die für den ganzen Süden und die Anbindung an Frankreich überaus wichtige Weiterführung der A4 mit dem Bau der sogenannten Liaison Micheville ab Esch-Belval.

Luxemburger Wort: Was ist der letzte Stand in puncto "Nordstrooss"?

Claude Wiseler: Die großen Ausschreibungen sind getätigt und die Arbeiten kommen gut voran. In diesem Sinn verläuft alles nach Plan. Im Herbst wird der erste Belag angebracht. Die elektromechanische Bestückung der beiden Tunnel Grouft und Stafelter folgt im Laufe des kommenden Jahres. Somit sind wir weiter zuversichtlich, dass die Autobahn A 7 zwischen Luxemburg-Kirchberg und Etteibrück im Rahmen des Zeitplans 2015 fertiggestellt sein wird.

Luxemburger Wort: Inwiefern werden diese Verbesserungen zu einer wesentlichen Entlastung auf unseren Straßen führen?

Claude Wiseler: Ich würde nicht unbedingt mit einer substanziellen Entlastung rechnen, denn die Masse von zirkulierenden Fahrzeugen wird ja nicht abnehmen. Was wir jedoch erwarten können, ist ein Rückgang von eher vermeidbaren Staus, die durch relativ kleine Unfälle ausgelöst werden. Durch die angesprochenen Anpassungen des Netzes verschwinden jedenfalls einige derartige Problemstellen und damit wird natürlich der Verkehrsfluss verbessert. Besonders in einem Fall wie Hellingen und der Al 3 wird sich dies schlagartig zeigen.

Luxemburger Wort: Dennoch ist das Ziel, das Verkehrsaufkommen zu reduzieren, auch Teil Ihrer Mobilitätsstrategie...

Claude Wiseler: In der Tat ist das Verkehrsauflommen im Land, nicht zuletzt durch die große Anzahl von Grenzgängern, die Ursache der meisten Mobilitätsprobleme. Wenn wir nicht so viele Autos auf den Straßen hätten, müssten wir auch nicht so viel bauen oder ausbessern. Allerdings sind es nicht nur die Grenzgänger. Auch die hier lebenden Menschen greifen im Zweifel auf ihr eigenes Auto zurück und nutzen insgesamt noch zu wenig die alternativen Transportmöglichkeiten. Dabei ist der öffentliche Transport die Lösung vieler Verkehrsprobleme. Davon bin ich zutiefst überzeugt. Um die Leute dazu zu bringen, auf Bus und Zug umzusteigen, bedarf es natürlich eines Mentalitätswechsels.

Luxemburger Wort: Welche weiteren Maßnahmen ergreifen Sie, um den öffentlichen Transport zu fördern?

Claude Wiseler:Die Prioritäten liegen auf dem Ausbau der Kapazitäten sowohl auf der Straße als auch auf der Schiene. Man kann nämlich nicht von den Menschen verlangen, dass sie auf den öffentlichen Transport umsteigen, wenn nicht auch in den Stoßzeiten die nötigen Kapazitäten vorhanden sind. Es gibt eine Reihe von Projekten in diesem Bereich. Vor allem bauen wir das Angebot und auch die Infrastrukturen auf allen Strecken aus, die von den Grenzgängern genutzt werden. Bisher nutzt nur eine Minderheit der Grenzgänger das Angebot an öffentlichen Verkehrsmitteln. Mehr als 80 Prozent vertrauen weiterhin auf ihr Auto und tragen damit natürlich maßgeblich zum hohen Verkehrsaufkommen auf unseren Straßen bei. Aber auch die Luxemburger fahren mehrheitlich und selbst für ganz kurze Strecken mit dem Auto. Das muss sich ändern, wenn wir längerfristig eine Entlastung des Straßenverkehrs und auch der Umwelt erreichen wollen.

Luxemburger Wort: Wie wirkt sich die finanzielle Situation des Staats auf all die angesprochenen Projekteaus?

Claude Wiseler: Es ist kein Geheimnis, dass sich die angespannte finanzielle Lage auf alle Großprojekte des Staats auswirkt. In Absprache mit dem Finanzminister und der ganzen Regierung poche ich jedoch darauf, dass die prioritären Projekte nicht dem Sparzwang zum Opfer fallen. Letztlich ist jedes Bauprojekt auch eine Art Konjunkturprogramm, das Arbeitsplätze schafft bzw. sichert und sich auch langfristig wirtschaftlich lohnt.

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